Der B-Wurf vom 24. Juli 2015
Ja, Ihr habt richtig gehört oder gelesen: Ich werde wieder Mutter!
Nike und ich hatten vom 14. bis zum 26.05.2015 zweite Flitterwochen, diesmal nicht in der Hauptstadt, sondern auf dem Kastanienhof. Unsere Zweibeineltern machten es uns ausgesprochen gemütlich: Die Honeymoon-Suite beinhaltete zwei Körbchen Seite an Seite, aber auch das Zweibeinbett zu besetzen war gestattet.
Wir wurden überall hin mitgenommen, Nike war von unseren Arbeitstouren schon sehr beeindruckt, manchmal richtig erschöpft, er bewunderte vor allem meine Ausdauer und Konzentration.
Aber Job und Privatleben so zu verbinden wie ich das kann, ist auch in heutigen Zeiten nicht gerade selbstverständlich für jede Hündin.
Wieder nur ein einziger Liebesakt, ich kenne den Zeitpunkt exakt und lache inzwischen über Progesterontests, ich bin ja schließlich jetzt eine erfahrene Hündin, der Rest war Spiel und Spaß und Liebelei, alles in allem eine sehr schöne Zeit. Ich entführte Nike an meine geheimen Plätze im Dorf, zeigte ihm, wo ich meinem ersten Huhn das Genick gebrochen hatte, den Hasenstall, in dem so ein herzkrankes Langohr sein Leben aushauchte, als ich es nur ein bisschen erschrecken wollte und die lohnenswerten Komposthaufen von Sensenbach. Wir waren passend zum Frühstück wieder zu Hause, keiner hatte uns vermisst.
Frauchen ließ sich dieses mal Zeit mit dem Ultraschall, keinen 18-Tage-Frust mehr, am 27. Tag nach der Bedeckung fand sie vier Welpen mit schlageden Herzen und war zufrieden. Ein paar Tage später waren es schon sechs, am 44. Tag sieben, mal schauen, was ich so als Überraschung bei der Geburt noch präsentiere.
Ankunft der Märchenmühlenschnauzer am 24.07.2015
Heute verspürte ich nach meinem morgendlichen Kontrollgang über den Hof ein nicht zu ignorierendes Ziehen in meinem Bauch (dieser fiel, schon alleine wegen des Übergewichts, das ich in den letzten Wochen zunehmend mit mir rumschleppen musste, etwas minimalistisch aus). Ich weckte meine Zweibeiner im ersten Stock und suchte eilig meine Wurfkiste auf, in die es mich in den letzten zwei Wochen, seit Frauchen und ihre Tochter Charleen sie wieder in der mir bekannten Ecke des Esszimmers plaziert hatten, mitnichten gezogen hatte.
Ich hatte auch in den Pferdeboxen und im Heu- und Strohlager nach Alternativen gesucht, aber irgendwie waren meine pfotenwerklichen Fähigkeiten zur Gestaltung eines geeigneten Kreissaales in dieser zweiten Trächtigkeit nicht ganz so ambitioniert wie vor zwei Jahren.
Das Erste, was ich von Frauchen vernahm, waren die Worte: "Wie siehst Du denn schon wieder aus?", ich hatte mich halt probeweise in den frischen Spänen einer Pferdebox gewälzt, um zu testen, ob man da bequem und vor allem ungestört Welpen zur Welt bringen kann.
Doch dann fiel mir ein, dass diese großen, zwar sehr gutmütigen Viecher, die aber viel Platz in der Hütte beanspruchen, spätestens um neun Uhr von der Weide geholt werden, um die heißen Tage, von Bremsen und Fliegen unbelästigt, die Zeit verdösen können.
Also bezog ich leicht derangiert meine Wurfkiste im Haus und schon ging es los. Mir kann keiner erzählen, dass eine Geburt ein schmerzloses Unterfangen darstellt. Ich bin wahrlich kein Weichei, aber das, was da aus mir raus drängte, glitschig und in merkwürdige Hüllen eingepackt, ist einfach zu groß für meine kleine Tür ins Leben, die ich zu bieten habe.
Die Babykleidung, die isst man einfach auf, daran erinnerte ich mich noch vom letzten Mal vor zwei Jahren. Ob das wrklich schmeckt, wage ich ja zu bezweifeln, aber Zweibeiner schlürfen ja auch Austern und empfinden das als den größten Genuss...
Nein ich ließ mir weder Zitronensaft noch Worcestersauce dazu bringen, obwohl ich ja privat versichert bin, nicht gesetzlich.
Zwischendurch bekam ich aber noch ein erstes, zweites und drittes Frühstück, Lunch und Mittagessen und das vom Allerfeinsten.
Rinderhack, Gulaschfleisch, das Trockenfutter rutschte echt schlecht während der Wehenpausen, also ließ ich es liegen, knurrte aber vernehmlich, als meine Tochter sich dem Futternapf näherte.
Herrchen hatte wieder einmal üppig eingekauft beim Metzger, zwei Kilo Rinderhack und drei große rote Stücke Fleisch ohne Fett und Sehnen, ich kann mir gut vorstellen, dass der lokale Metzger sich wieder die Hände reibt bei der Berechnung des Umsatzes eines B-Wurfs von der Märchenmühle.
Nach sieben kleinen schwarzen Maulwürfen wurde ich vor die Tür geschickt, ich wässerte kurz den Rasen und als ich wieder zu meinen Kindern kam, war das Wochenbett frisch bereitet.
Frauchen hatte ja beim letzten Ultraschall auch nur sieben auf einen Streich gezählt und für sie war klar, sieben Welpen, alle gesund und munter, Schicht im Schacht.
Aber ein Überraschungsei musste ich ja noch aus der Gebärmutter zaubern, nach eineinhalb Stunden, einem guten Mittagsmahl und diversen Freudentelefonaten bei Herrchen, meinem Ehemann Nike von der Schildburg und seiner Vier- und Zweibeinfamilie und diversen Freunden von mir und meiner Sippe. Das Handy und der Fotoapparat kamen nicht zur Ruhe, so eine mediale Aufmerksamkeit hatte ich vor zwei Jahren noch nicht erhalten. Dabei übertraf meine zweibeinige Wochenendtante Charleen mein fotografierwütiges Frauchen noch bei Weitem. Zwischen den Wehen wurden Namen mit "B" zwischen ihren Freundinnen und ihr hin und her transferiert, bei so manchen Vorschlägen hätte ich das Laufen kriegen können, wenn das denn in meinem Zustand möglich gewesen wäre. Aber Namen sind Schall und Rauch, wenn das unseren Zweibeineltern und deren Nachwuchs wichtig ist, kein Problem, ich kann mit Kuriositäten leben. Für mich zählt der Charakter meiner Kinder und den werde ich formen, da lasse ich mir in den acht Wochen, in denen ich das Sagen habe, von niemandem reinreden.