Der D-Wurf 07.12.2016

Amirai machte es spannend: 3 Tage Vorspiel mit passendem Progesterontest führten nicht zu dem erwünschten Deckakt mit ihrem Lover Connor.

Sie vergnügten sich gepflegt, ihre Dates waren romantisch, wild, spielerisch, fordernd, führten aber keineswegs zu einem für Züchterin und Deckrüdenbesitzerin akzeptablen Ergebnis.

"Mit einem Progesteronwert von 28,06 ng/ ml brauchen Sie sicherlich heute nicht mehr nach Duisburg zu fahren", beschied mir Dr. Theise am 4. Tag der Standhitze.

Die folgende e-mail vom 07.11.16 nach dem Trächtigkeitsultraschall am 27. Tag post conceptionem zeigt deutlich, wie weit Ratio und züchterischer Instinkt oft auseinanderliegen:

 

Lieber Herr Dr. Theise,
mit Freuden schicke ich Ihnen heute ein US-Bild, 27. Tg. p.c., Progesterontest 28,06 vom 10.10.16 (immerhin, es war der Welthundetag!).
Ich bin an diesem Montag, meinem Bauchgefühl folgend doch noch nach Duisburg gefahren, nachdem 4 Tage zuvor alle Deckversuche scheiterten.
Als an diesem Abend Amirai sogar die Bemühungen des Lovers mit Bellen beantwortete, war mir klar, Progesterontest steht über züchterischer Intention.
Wir ließen die beiden Hunde zum Abschiedsnehmen noch einmal in den Garten, kümmerten uns nicht weiter darum, was sie dort veranstalteten, und auf einmal hörte ich Amirai aufschreien. Ich schoss in die Büsche, weil ich glaubte, sie habe sich am Teichufer verletzt, aber ich fand beide Hunde schon in hängender Position. Als die Rüdenbesitzerin und ich schließlich unsere beiden Hunde im Arm hatten, konnten wir Tränen der Rührung nicht zurückhalten.
Ich war inzwischen mit meiner Tochter in Urlaub und als ich zurück kam, war Amirais Gesäuge leicht verdickt. Das passiert auch bei einer Scheinschwangerschaft, aber diese Hündin war noch nie scheinträchtig.
Fünf Welpen habe ich im US gesehen, ich werde Sie über das Endergebnis so um den 12.12. auf dem Laufenden halten.
Zunächst freue ich mich wie ein Schneekönig! Welpen, die an Weihnachten die Augen öffnen: Gibt es etwas Schöneres? Wo sonst der Tannenbaum steht, ist dieses Jahr die Wurfkiste, wir werden ihr sicherlich mehr Aufmerksamkeit zeigen als einem Weihnachtsbaum.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Unterstützung bei einer wahrlich nicht ganz einfachen Läufigkeit meiner Hündin!
Herzliche Grüße aus dem Westerwald,
Sabine Knorr-Henn

 

Amirai wurde beängstigend dick, keiner glaubte mehr an die gesichteten 5 unterschiedlichen Welpen im Bauch dieser Mutterhündin.

Eine Woche vor der reellen Geburt ihrer Welpen am 58. Trächtigkeitstag sank die Temperatur schon einmal um 1°C auf 37,2°C ab, die Welpen wären zu diesem Zeitpunkt noch nicht lebensfähig gewesen.

Dann am 07.12. wurde es ernst:

 

10 Märchenmühlenschnauzerwelpen erblickten in der Nacht vom 07. zum 08.12.2016 das Licht der Welt ...

 

Es war ein aufregender Tag in der Märchenmühle:

Amirai fraß nicht mehr, ein heftiges Alarmzeichen im Leben dieser Hündin, die Temperatur sank auf 37,2° C, wir erwarteten die Geburt der Welpen, aber das  schon am 58. Tag, was bei dem angsteinflößenden Bauchumfang dieser Schnauzerhündin auch vorauszusehen war.

130 Herzfrequenz/ min bei den Welpen, da wurden wir schon etwas unruhig, das Röntgenbild ließ uns den Atem stocken (wir zählten 10 oder 11 Köpfe, Wetten wurden abgeschlossen). 4 Stunden später beruhigten wir uns etwas bei einer Herzfrequenz der Welpen von 160/ min.

Um 20.15 am 07.12. wurde der erste Welpe geboren, ein Junge, nicht ganz schmerzfrei für Amirai, die das Zuchthündinnendasein ja bisher nur von den Geschichten ihrer Mutter Nanu kannte.

Als wir ihr den Erstgeborenen zum Ablecken hinhielten, drehte sie angewidert den Kopf zur Seite, aber ab dem Dritten fand sie Gefallen an den Nachgeburten, was ihrer Brutpflege einen gehörigen Schub verlieh.

Auch die nächsten fünf waren Kerle, und dabei hatten wir doch so viele Anfragen für Mädchen, aber alle waren groß und stark und sehr lebendig, das war die Hauptsache.

Der siebte Welpe war dann ein Mädchen, wir jubelten.

 

Es folgten noch ein Mädchen, ein Junge, dem Himmel sei Dank noch ein Mädchen und zum Schluss um 6.20 Uhr am 08.12. noch ein Junge.

Amirai war zwar geschafft, kümmerte sich aber rührend um die große Kinderschar.

In der Nacht zum 09.12. starb ein Rüde, wir waren sehr traurig, weil wir im Stundentakt Nachtwache gehalten hatten und den 330 g schweren Rüden noch warm auf Amirais Vorderpfoten liegen sahen.

Aber auch 10 Kinder sind eine gewaltige Herausforderung an unsere Erstgebärende!

Wir helfen Amirai, so gut wir können, aber sie meistert den Job fantastisch. Die Milch reicht für alle Welpen, Amirai darf endlich mal nach Herzenslust fressen und sie genießt die 3 Mahlzeiten pro Tag mit Rindergulasch, Rinderhack, Trockenfutter mit Rnderbrühe und Suppenfleisch, das findet sie paradiesisch.

Das Mutter-Tochter-Verhältnis ist zur Zeit etwas angespannt, obwohl sich Oma Nanu mustergültig verhält: kein Besuch an der Welpenkiste, sie akzeptiert die deutlich unterschiedlichen Futtermengen und freut sich jeden Morgen über ihren Job als Tierarzt-Begleithund. 

Das Leben in der Welpenkiste spielt sich so ein, aber der erste Winterwurf stellt uns vor ganz besondere Herausforderungen:

Wir passen uns den Gegebenheiten an, lassen unseren großen Esstisch aufarbeiten, um Platz für die wachsenden Welpen zu schaffen.

Jetzt sind die Welpen schon bald 9 Wochen alt und in den nächsten 2 Wochen werden alle jungen Märchenmühlenschnauzer den Kastanienhof verlassen, um bei ihren neuen Besitzern zu jungen Individuen heranzuwachsen und liebevoll groß zu werden.

Ich hoffe, wir haben mit unserer Aufzucht die Basis für eine gute Sozialisierung geschaffen.

 

Unser esrster Winterwurf war ein gelungenes Experiment und wir würden es mit Freuden wiederholen. Aus unserem leergeräumten Esszimmer wurde ein ca. 30 qm großes Welpenspielzimmer, Bücherregal und ein antiker Schrank wurden mit einem Welpengatter vor den messerscharfen Welpenzähnchen geschützt, der Schieferboden verzieh so manches Desaster. Wir hatten einen Wasserhund unter den Welpen, der jeden Trinknapf mit den Pfoten leerte, und die Umgebung unter Wasser seztze, anstatt seine Geschwister trinken zu lassen.

 

Wir lehrten die Welpen, in einer Pipibox aus Edelstahl, ausgelegt mit Zellstoff zu pinkeln und ihre Häufchen zu machen, kein ganz einfaches und auch ein eher zeitraubendes Unterfangen, aber der Erfolg war erfreulich: unsere Winterwelpen reagierten auf Lob und wir konditionierten sie mit "fein Pipi" und "fein Häufchen", unsere Winterwelpen reagierten auf Lob. 

 

Die ersten Spaziergänge im Schnee forderten zunächst etwas Überwindung, aber die große Freiheit und das Vorbild der agilen Mutter und Großmutter machten die Ausflüge ins Freie rasch zu einem spannenden Abenteuer.

 

Unser soziales Leben fand in den letzten 9 Wochen im Welpengehege statt, was dazu führte, dass unsere kleinen Schnauzer schon wenige Tage nach ihrer Geburt immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen konfrontiert wurden, was sie zu offenen, lebensfrohen Vierbeinern werden ließ, die jetzt neugierig, wissbegierig und mutig in die Welt hinausgehen werden.